Dave McKenzie
AEIOU
February 4 – April 6, 2023

Ausstellung: 4. Februar – 6. April 2023
Eröffnung: Freitag, 3. Februar, 18 – 21 Uhr
Artist Talk: Donnerstag, 30. März, 19 Uhr

Live-gestreamte Performances
Freitags, 16 Uhr
10. Februar, 24. Februar
10. März, 17. März

Galerie Barbara Wien freut sich, die Ausstellung „AEIOU“ des in New York lebenden Künstlers Dave McKenzie zu zeigen. In seiner vierten Einzelausstellung in der Galerie konzentriert sich McKenzie auf Performances und Videoarbeiten. Im Laufe der Ausstellung entwickelt er eine neue Serie von sieben Performances für die Kamera.

Zum Zeitpunkt der Eröffnung sind drei Videoperformances in der Galerie zu sehen: „A“, „E“ und „I“. Die weiteren vier Arbeiten, „O“, „U“, „&“ und „Y“, entstehen über die Dauer der Ausstellung. Zunächst werden sie live aus McKenzies Studio in New York in die Galerie gestreamt. Dann werden sie in die Rotation der ausgestellten Videos aufgenommen und ersetzen nach und nach die bisherigen Performances.

In den Arbeiten, aus denen sich „AEIOU“ zusammensetzt, präsentiert McKenzie eine improvisierte Choreografie mit einer großen Glasscheibe – ein Balanceakt, zwischen Widerstand und Zusammenspiel, und der Absicht sich zu erschöpfen. McKenzie entwickelt in seinem Studio eine Sprache, die flexibel ist, aber auch ihre Grenzen hat, und reflektiert dabei Bewegung und Berührung. Sich des begrenzten Raums und seiner Beziehung zur Kamera und den weit entfernten Betrachter:innen bewusst, versteht er diese Performances als eine Art zu zeichnen und zu schreiben. Der Titel der Ausstellung, der sich auf die Vokale des römischen Alphabets bezieht, spielt auf diese Idee an: einfache, lose angeordnete Bausteine, die noch keinen vollständigen Satz bilden.

Es folgen Auszüge aus einem Gespräch mit Dave McKenzie über die Ausstellung und seine jüngsten Video- und Performance-Arbeiten.

Im Mittelpunkt deiner Ausstellung in der Galerie Barbara Wien steht eine Serie von Performances, die du alle zwei Wochen live aus deinem New Yorker Studio in die Berliner Galerie streamst. In welchem Verhältnis stehen diese Performances zu deinen bisherigen Video- und Performance-Arbeiten, insbesondere zu deinem Beitrag zur Whitney Biennale 2022, „Listed under accessories“?
McKenzie: „Listed under accessories“ ist eine Zwei-Kanal-Videoarbeit, in der ich hauptsächlich mit einer Glasscheibe agiere. Die Arbeit setzt sich aus verschiedenen performativen Momenten zusammen, die dann ein Performance-Video ergeben. Die Performances für „AEIOU“ kann man sich wie eine Reihe kleinerer Performances oder Skizzen vorstellen, die sich zu einem Video-Album zusammensetzen. Die Arbeit beginnt in meinem Studio und ist via Live-Stream zugänglich. Ich hoffe, dass es der Ausstellung auf diese Weise gelingen wird, Live-Performance und Performance für eine Kamera zu verknüpfen. Mit diesen Performances werde ich zum einen ein direktes, wenn auch weit entferntes Publikum haben, zum anderen ein Publikum, das die Arbeit nur außerhalb ihrer ursprünglichen, live-gestreamten Inszenierung sehen wird.

Kannst du über dein Interesse sprechen, deinen Körper in den Performances zu belasten? Inwiefern spielt Erschöpfung eine Rolle in deiner Arbeit?
McKenzie: Erschöpfung ergibt sich ganz von selbst, da die Glasscheibe so schwer ist, dass ich ihr Gewicht gerade noch beherrschen kann. Erschöpfung kann zu Schweiß, lautem Atmen und Muskelschmerzen führen – physische Auswirkungen, die es mir leichter machen, mich an meine Gedanken und meinen Körper in allen Zuständen zu erinnern. Performance und Erinnerung sind für mich miteinander verbunden, da ich Performance oft nutze, um mein Denken zu entschleunigen und Wege zu finden, Ideen und Assoziationen körperlich festzuhalten.

Wie fügen sich diese neuen Performances in den Kontext deiner künstlerischen Praxis ein?
McKenzie: Im Moment denke ich über Zeichnen und Schreiben als zentrale Elemente meiner Arbeit nach, aber ich mache beides nicht auf eine traditionelle Weise. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass Zeichnen und Schreiben und die damit verbundenen Handlungen Parallelen zu einem Prozess aufweisen, den ich versuche, in meine derzeitige Arbeitsweise zu integrieren. Wenn ich an Schreiben und Zeichnen denke, stelle ich mir vor, nach unbekannten Formen zu suchen und neue Linien und Figuren zu entdecken. Meine Performances sind Skizzen oder Notizen, die ich mit einer sehr begrenzten Anzahl von Worten und Gesten mache, um zu sehen, was extrahiert oder freigelegt werden kann. Dabei ist der Prozess die Arbeit selbst.

In deiner Performance „Disturbing the View“ im Whitney Museum 2021 hast du die monumentale Glasfassade des Museums gewaschen. Dadurch wurde Arbeit sichtbar gemacht, die normalerweise außerhalb der Öffnungszeiten der Institution stattfindet. Gleichzeitig wurde die Aussicht für die Museumsbesucher:innen verdeckt, wodurch sich manche gestört fühlten. Kannst du die Absicht hinter dieser Performance erläutern? Gibt es eine Beziehung zu den Arbeiten in „AEIOU“?
McKenzie: „Disturbing the View“ setzt die Architektur, die Institution, die Besucher:innen und meinen Körper ein. Ich wollte eine Arbeit entwickeln, die meinen Körper zu einem offensichtlichen Hindernis macht. Während ich an den Fenstern des Museums arbeitete, hatte ich oft das Gefühl, im Weg zu sein, aber ich war auch entschlossen, diese Spannung auszuhalten und mein Recht zu demonstrieren, Raum einzunehmen und präsent zu sein. In „AEIOU“ muss ich mich mit dem befremdlichen Gefühl auseinandersetzen, mich aus einem sicheren Raum (Studio) in einen weit entfernten Raum (Galerie) „zu übertragen“. Ich mache mich von dem Raum aus sichtbar, in den ich mich normalerweise zurückziehe.

Wie unterscheidet sich die Dynamik bei Performances vor einem Live-Publikum, bei Performances vor der Kamera und bei Live-Stream-Performances?
McKenzie: Ich bin mir noch nicht sicher, was eine Performance via Live-Stream für mich und meine Arbeit bedeutet. Ich werde das potenzielle Publikum nicht sehen können, und möglicherweise gibt es gar keines. Auf diese Weise gesehen zu werden, fühlt sich vage an wie unter Beobachtung zu stehen, aber auch wie das Leben in der Pandemie. Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit mit Zoom-Calls verbracht – irgendwie da und doch nicht ganz da, zwar sichtbar für andere, aber irgendwie nicht ganz präsent. Ich möchte herausfinden, ob ich ein Gleichgewicht zwischen diesen verschiedenen Positionen, Zielgruppen und Selbstdarstellungen aushandeln kann.

Fragen: Olympia Contopidis

Dave McKenzie (geb. 1977 in Kingston, Jamaika) lebt und arbeitet in New York, US.
McKenzie hatte Einzelausstellungen im Whitney Museum of American Art, New York (2021); University Art Museum, University at Albany, Albany (2017); der University of the Arts, Philadelphia (2012); Aspen Art Museum, Aspen (2010); und dem Institute of Contemporary Art, Boston (2007).
McKenzies Arbeiten wurden 2022 und 2014 auf der Whitney Biennale in New York; 2021 und 2008 auf der Prospect New Orleans; 2014 auf der Biel Biennale in Biel; 2012 auf der New Museum Triennale in New York und 2007 auf der Performa 07 Biennale in New York gezeigt. Weitere Gruppenausstellungen fanden statt im Museum of Modern Art, San Francisco; im Hammer Museum, Los Angeles; im Studio Museum in Harlem, New York; in der Tate Liverpool, Liverpool; im Nottingham Contemporary, Nottingham; im Museum of Contemporary Art, Los Angeles; im Whitney Museum of American Art, New York; im CCS Bard Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson und im New Museum, New York.
Werke von McKenzie befinden sich u.a. in den Sammlungen des Museum of Modern Art, San Francisco; des Studio Museum in Harlem, New York und des Walker Art Museum, Minneapolis.

Exhibition: February 4 – April 6, 2023
Opening: Friday, February 3, 6 – 9 pm
Artist Talk: Thursday, March 30, 7 pm

Live-streamed Performances
Fridays, 4 pm
February 10, February 24
March 10, March 17

Galerie Barbara Wien is delighted to present the exhibition “AEIOU” by New York-based, Jamaican-born artist Dave McKenzie. McKenzie’s fourth solo show at the gallery focuses on his performative practice and video work. Over the course of the exhibition, the artist develops a new series of seven performances for the camera.

At the time of the opening, three video performances are on view at the gallery: “A”, “E”, and “I”. The remaining four works, “O”, “U”, “&”, and “Y”, are conceived throughout the duration of the exhibition. They are first live-streamed into the gallery space from McKenzie’s studio in New York, and then added to the rotation of recordings on display, replacing the earlier performances.

In the works that comprise “AEIOU”, McKenzie performs an improvised choreography with a large sheet of glass – a balancing act, oscillating between struggle and interaction, motivated by an exhaustive determination. McKenzie develops a language in the studio space that is flexible but also has its limits, thinking through movement and touch. Aware of the restricted space, and his relation to the camera and the remote viewers, the artist understands these solitary performances as a non-traditional form of drawing and writing. The title of the exhibition, referring to the vowel letters in the Roman alphabet, is a nod to this idea: simple building blocks loosely arranged, not yet a complete sentence.

The following excerpts are from a conversation with Dave McKenzie about the exhibition and his recent video and performance works.

Your show at Galerie Barbara Wien centers around a series of biweekly performances which you live-stream from your studio in New York into the gallery in Berlin. How are they related to your previous video and performance works, and in particular, to your contribution to the Whitney Biennial 2022, “Listed under accessories”?
McKenzie: “Listed under accessories” is a two-channel video work in which I primarily perform with a sheet of glass. The video is composed of various performing moments in order to produce a singular performance-video. The performances for “AEIOU” can be thought of as a series of smaller performances or sketches that, in this case, produce a singular volume of videos. The work starts in my studio and is also accessible via a live-stream video. I hope that in this way the show will manage to integrate live performance and performance for a camera. With these performances, I will have a direct – albeit distant – audience and also an audience who will only view the work outside of its initial live-stream staging.

Can you speak about your interest in exhausting your body in the performances? How does this play a role in your artistic practice?
McKenzie: Exhaustion comes to me naturally as the glass is just heavy enough to make it a manageable burden. Exhaustion can lead to sweat, loudness of breath, muscle aches – physical residue that makes it easier for me to remember my mind and body in all their performing states. Performance and memory are linked for me, as I often use performance to slow thinking down and to find ways that I can have ideas and associations imprinted onto flesh.

In the context of your overall artistic practice, how do these recent performances fit in?
McKenzie: At the moment, I am thinking about drawing and writing as central to my practice, but I don’t do either in a rigorous or traditional way. At the same time, I feel like drawing and writing, and their associated activities parallel a process that I am trying to incorporate into my current way of working. When I think about writing and drawing, I picture searching for unknown forms and finding new lines and shapes. The performances are me sketching or note-taking with a very limited set of words and gestures to see what can be extracted or excavated. The process is the work itself.

At the Whitney Museum in 2021, you performed “Disturbing the View”, in which you washed the museum’s monumental glass facade. It made visible the labour that is usually carried out outside of the institution’s opening hours. Simultaneously it obscured the vistas to which many feel entitled. Can you discuss the intention behind this performance? Is there a relationship to the performances in “AEIOU”?
McKenzie: “Disturbing the View” leveraged the architecture, the institution, the visitor, and my public body. I wanted to make a work that made my body an obstacle of hypervisibility. While working on the windows of the museum, I often felt like I was in the way, but I was also determined to inhabit that tension and assert my right to take up space and be present. When it comes to “AEIOU”, I have to deal with the strangeness I feel around “broadcasting” myself from a safe space (studio) into a far away space (gallery). I will be becoming visible from the space that I like to escape into.

How do the dynamics of performing for a live audience, performing for the camera and live-streamed performances differ?
McKenzie: I am not sure yet about what performing in a live-stream means for me and the work. I won’t be able to see a potential audience and there may not be one. Being viewed in this manner feels like uncertain surveillance but also like life in the pandemic. I have spent much time in these last few years on a Zoom call – somehow there but not quite there, essentially visible with others but somehow not quite present. I want to see if I can strike a balance between all these various positions, audiences and presentations of self.

Questions: Olympia Contopidis

Dave McKenzie (b. 1977 in Kingston, Jamaica) lives and works in New York, US.
McKenzie has had solo exhibitions at the Whitney Museum of American Art, New York (2021); University Art Museum, University at Albany, Albany (2017); The University of the Arts, Philadelphia (2012); Aspen Art Museum, Aspen (2010); and The Institute of Contemporary Art, Boston (2007).
McKenzie’s work was included in the 2022 and 2014 Whitney Biennial, New York; Prospect New Orleans, 2021 and 2008; the 2014 Biel Biennial, Biel; the 2012 New Museum Triennial, New York; and the 2007 Performa 07 Biennial, New York.Other group shows include at the Museum of Modern Art, San Francisco; Hammer Museum, Los Angeles; Studio Museum in Harlem, New York; Tate Liverpool, Liverpool; Nottingham Contemporary, Nottingham; The Museum of Contemporary Art, Los Angeles; the Whitney Museum of American Art, New York; CCS Bard Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson; and the New Museum, New York.
His works are included in the collections of the Museum of Modern Art, San Francisco; Studio Museum in Harlem, New York; and the Walker Art Museum, Minneapolis; amongst others.