Group show
der grosse Anspruch des kleinen Bildes
December 1, 2018 – February 2, 2019

Ausstellung: 1. Dezember 2018 – 26. Januar 2019
Eröffnung: Freitag, 30. November, 18–21 Uhr
Verlängert bis 2. Februar

Georges Adéagbo Eric Baudelaire Nina Canell
Mariana Castillo Deball Jimmie Durham
Hans-Peter Feldmann Ester Fleckner Luca Frei
Ludwig Gosewitz Ian Kiaer Arthur Köpcke
Dave McKenzie Elisabeth Neudörfl Peter Piller
Eva von Platen Vaclav Pozarek Michael Rakowitz
Dieter Roth Tomas Schmit Shimabuku
Ingrid Wiener Haegue Yang

Im Mundunculum von 1967, einem der wichtigsten Bücher von Dieter Roth, geht es um Wahrnehmung, Vokabular und Welt. In einer der Zeichnungen in diesem Buch zeigt Roth "wie das kleine Bild einen grossen und das grosse Bild einen kleinen Anspruch haben kann". Es ist eine Skizze, die die Wirkung des Gesehenen darstellt – das Große kann im Kopf des Betrachters eine relativ kleine Wirkung, das Kleine hingegen große Wirkung haben. Die Skizze ist von umwerfender Einfachheit und trifft den Kern der Sache.

Wir haben die Zeichnung von Dieter Roth als Motto für unsere Ausstellung gewählt, die dem kleinen Format gewidmet ist. Gezeigt werden Zeichnungen und Objekte von allen Künstlern der Galerie.

Georges Adéagbo entwickelt raumfüllende Installationen aus Objekten unterschiedlicher Herkunft und Kulturen. In Benin, Hamburg oder auf seinen Reisen entstehen Collagen, Assoziationsketten, die er später im Raum verwendet. Wir zeigen Collagen, die er in Vorbereitung auf die Shanghai-Biennale 2016 angefertigt hat.

Eric Baudelaire ist durch seine Filme bekannt geworden, in denen er politische Handlungsweisen und Ereignisse erforscht. Sein letzter Film beschäftigt sich mit dem komplexen Thema des Terrorismus in Frankreich. Baudelaires Photographien sind Bestandsaufnahmen von sozialen Räumen und Spuren von Geschichte, Verfall und Widerstand. Die Photographie Refusons le monde de ceux qui ont (2010) zeigt ein Graffiti in Paris.

Nina Canell, die für ihre Skulpturen und Installationen Materialien wie Kabel, Kupferrohre, Gummi und Leuchtstoffröhren verwendet, experimentiert damit wie in einem Labor. Dinge, die uns im Alltag überall unbemerkt umgeben und unsere Kommunikation steuern, werden in ihren Werken sichtbar gemacht. In der Serie Cucumbery (2018) kombiniert sie Computer-Prozessoren mit synthetisch hergestellten Gurkenscheiben.

Mariana Castillo Deball, die sich häufig mit dem verschütteten Wissen vergangener Epochen und Kulturen beschäftigt, hat sich in ihren letzten Ausstellungen vor allem mit der Zeitrechnung der indigenen Völker Mesoamerikas beschäftigt. Sie zeigt das Objekt Tonalpohualli Zollstock (2018), das die verschiedenen Vorstellungen von Zeit und Raum thematisiert.

Jimmie Durham hat sich einmal als "theoretischen Biologen" bezeichnet. Er erforscht Verhaltensweisen und Normen des Zusammenlebens in verschiedenen Gesellschaften. Das führt ihn auch zur Beschäftigung mit Sprache und Schrift, über deren Ursprung und Funktionen er sich auch in seinen Zeichnungen Gedanken macht. Wir zeigen eine Zeichnung von 2003 mit dem Titel Anomally.

Hans-Peter Feldmann ist bekannt für seine Verwendung gefundener Photographien, Postkarten, Spielzeug etc.. Er benutzt die banalsten Dinge als Readymade. Für unsere Ausstellung hat er die Maße für einen Sockel und eine Kartoffel geschickt.

Ester Fleckner beschäftigt sich mit den Abweichungen von der Norm, dem Imperfekten. In ihren Holzschnitten setzt sie sich mit dem Körper und Festlegungen von Geschlechterrollen auseinander. Sie hat neue Drucke ihrer Serie Arguments for desire beigesteuert.

Luca Frei hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Archiven und der künstlerischen Präsentation von Aktionsräumen auseinandergesetzt. Beispiele sind das Musiklabor von Hermann Scherchen oder eine experimentelle Ausstellung von 1931 in Japan, die Ansätze des Bauhaus’ mit japanischer Kultur verband und in den 50er Jahren von der interdisziplinären Künstlergruppe Jikken KoÌ„boÌ„ aufgegriffen wurde. Er zeigt zwei neue Collagen aus dem Jahr 2018: Seeds und Pods.

Ludwig Gosewitz’ Werk umfasst vor allem Zeichnung, Text und Glasobjekte. Er hat die Zeichnung intensiv benutzt, unter anderem um astrologische Berechnungen auszuführen. Wir zeigen fünf Bleistiftskizzen von 1984.

Ian Kiaers Installationen und Objekte aus gefundenen Materialien, Modellen und Malerei beziehen sich auf utopische Ansätze aus Architektur, Literatur, Philosophie und Kunst. Das Objekt Tooth House, brown (2015) besteht aus Holz und einem Acrylglasfragment. Es ist Teil einer Reihe von Arbeiten, die sich auf Konzepte des Architekten Friedrich Kiesler beziehen.

Arthur Köpcke hat in den frühen 60er Jahren in einem hektographierten Manuskript seine Reading-Pieces Work-Pieces Reading/Work-Pieces als Kunstwerk verlegt. Es enthält 129 Texte, Rätsel, Fragen und Handlungsanweisungen, wie "Fill with own imagination". Wir stellen drei Objekte aus, auf die er seine Treatment-Labels geklebt hat: eine Bierflasche, eine Streichholzschachtel und eine Klappbox mit zwei Spiegeln.

Dave McKenzies neueste Performance beschäftigt sich mit "furtive movements" – ein Begriff für vermeintlich verdächtige Bewegungen, die der US-amerikanischen Polizei das Recht geben, Passanten anzuhalten und zu durchsuchen. Dieses Gesetz wird kontrovers diskutiert, da es die Praxis des "racial profiling" begünstigt. Zwei Collagen dazu mit dem Titel Furtive Movements (Post Movement Studies) sind Teil der Ausstellung.

Elisabeth Neudörfl ist bekannt für ihre dokumentarischen Landschafts- und Architekturphotographien. Sie schreibt: "Ich habe über das kleine Bild nachgedacht und überlegt, welchen Sinn das in der Photographie ergibt, wo man ja jedes Bild klein oder groß machen kann. Das Bild, dessen Größe von vorneherein festgelegt ist, ist das Polaroid." Sie zeigt in der Ausstellung zwei Selbstportraits im Polaroidformat.

Peter Pillers Zeichnungen waren anfangs Momentaufnahmen aus dem Büroalltag oder Skizzen zu seinen Stadtumrundungen. Inzwischen entstehen zeichnerische Protokolle seiner Beobachtungen in langwierigen Sitzungen an der Hochschule oder Langeweileprotokolle in Hotels. In einer neuen Serie spürt er körperlichen Gefühlen und Zuständen nach, zum Beispiel in der Zeichnung Erinnerung ans Betrunken-Sein.

Eva von Platens Werk besteht aus Zeichnungen, Filmen und Büchern. Wir zeigen von ihr die Zeichnung Fünf Kontinente (2011), auf der sie Asien, Afrika, Australien, Europa und Amerika auf einem Teller in Form von Schnitzel und Beilagen präsentiert.

Die Skulpturen und Zeichnungen von Vaclav Pozarek bewegen sich mit präziser Eigenständigkeit zwischen Konzeptkunst und Minimalismus. "Wie groß ist klein?" war seine erste Reaktion auf unsere Einladung. Er wählte dann Zeichnungen und Collagen aus den Jahren 1968 bis 2018 und ein Objekt mit dem Titel Knie (1988), einen aus Rohrteilen geformten Kreis.

Von Michael Rakowitz zeigen wir Papiermachéreproduktionen von zerstörten Artefakten aus der assyrisch-babylonischen Kultur. Neben großen Reliefs aus dem Palast in Nimrud, die wir auf der Art Basel Unlimited und in unserer letzten Ausstellung gezeigt haben, fertigt er auch Gruppen von Miniaturen, die deren Schönheit vor Augen führen. Die Originale sind alle verloren, zerstört oder unauffindbar.

Dieter Roth, dessen Zeichnung als Motto der Ausstellung dient, hat alle Formate beherrscht. Neben raumfüllenden Installationen, Objekten aus Abfall, Malerei, Tischmatten, Tagebüchern und Texten entstanden tausende von Zeichnungen. Wir zeigen vier Zeichnungen aus dem Jahr 1971 und ein Objekt von 1968: eine Puppe, die in Schokolade steckt.

Tomas Schmits Werk besteht aus Konzepten, Sprachdingen und Zeichnungen. Wir präsentieren die Unikatedition sch/8 (1971), die 18 Zeichnungen und Objekte enthält, zum ersten Mal so, dass auch der kleinste Zettel, wie zum Beispiel das 6x6 cm große stereo piece, als eigenständige Arbeit zur Geltung kommt. Außerdem ist die Zeichnung my head is ahead of what my hands are doing / my head is a head of what my hands are doing (1971) zu sehen.

Shimabuku beschäftigt sich mit den Rätseln, die er in der Tierwelt beobachtet, zum Beispiel der Mimikry. Wir zeigen die Photographie eines Seepferdchens, dessen Tarnung perfekt ist: es sieht aus wie eine Pflanze.

Ingrid Wiener ist bekannt für ihre Gobelins, in denen sie Notizen, Einkaufszettel oder Skizzen zu mathematisch ungelösten Problemen abwebt. Das Bierglas von der ’Exil’-Tapete (1998), ein 14x7 cm großer Gobelin, ist eine Hommage an Dieter Roth, der im Berliner Künstlerlokal "Exil" die Tapete gestaltet hatte. Ein anderer Gobelin zeigt einen Notizzettel, der an Wieners Webstuhl hängt und einen Blick auf den Raum dahinter – eine Collage nach dem Motto: "Man darf auch weben, was man nicht sieht".

Haegue Yang, deren große Rauminstallationen mit Jalousien Teil ihrer diesjährigen Retrospektive im Kölner Museum Ludwig waren, beschäftigt sich in ihrem Werk mit dem Design des Alltäglichen und dessen Standards. Sie verwendet industriell hergestellte Produkte für ihre Skulpturen und konfrontiert diese häufig mit handwerklichen Techniken verschiedener Kulturen. Wir zeigen ein Mobile aus Tellern, Plate Mobile (2010), sowie eine Skulptur aus dem selben Jahr, die sie aus leeren Glühbirnenschachteln gefertigt hat.

Wir danken allen Künstlern für ihre Beiträge zu dieser Ausstellung!

Exhibition: December 1, 2018 – January 26, 2019
Opening: Friday, November 30, 6–9 pm
Extended until February 2

Georges Adéagbo Eric Baudelaire Nina Canell
Mariana Castillo Deball Jimmie Durham
Hans-Peter Feldmann Ester Fleckner Luca Frei
Ludwig Gosewitz Ian Kiaer Arthur Köpcke
Dave McKenzie Elisabeth Neudörfl Peter Piller
Eva von Platen Vaclav Pozarek Michael Rakowitz
Dieter Roth Tomas Schmit Shimabuku
Ingrid Wiener Haegue Yang

One of Dieter Roth’s most important books, Mundunculum from 1967, is about perception, vocabulary and the world. In one of the pictures in this book, Roth shows "how a small picture can have a big aspiration, and a big picture can have a small aspiration". It’s a sketch that outlines the impact of seeing – in the mind of the beholder, big can have a relatively small impact, whereas small can have a bigger impact. The sketch is of magnificent simplicity, and that’s the crux of the matter.

We chose Dieter Roth’s drawing as a motto for our exhibition, which devotes itself to the small format. On show are drawings and objects from all artists represented by the gallery.

Georges Adéagbo develops installations that fill rooms with objects from various backgrounds and cultures. In Benin, Hamburg or on one of his journeys, collages and chains of associations emerge, which he later applies to a room. We present collages with the theme "Revolution", which he made in preparation for the Shanghai Biennale in 2016.

Eric Baudelaire has become known through his films that explore political procedures and events. His last film deals with the complex theme of terrorism in France. Baudelaire’s photographs are inventories of social spaces and traces of history, decay and resistance. The photograph Refusons le monde de ceux qui ont (2010) presents this sentence as graffiti in Paris.

Nina Canell makes laboratory-like experiments, using materials such as cables, copper pipes, rubber and florescent tubes in her sculptures and installations. In her work, she makes visible the things that go unnoticed in our everyday living and which shape our communication. In the Cucumbery (2018) series, she combines computer processors with synthetically made cucumber slices.

Mariana Castillo Deball frequently occupies herself with buried knowledge from past epochs and cultures; her last exhibition was primarily concerned with the calendar of the indigenous Mesoamerican people. She shows the object Tonalpohualli Zollstock (2018), which speaks of various ideas concerning time and space.

Jimmie Durham once identified himself as a "theoretical biologist". He investigates behaviours and norms of coexistence within various societies. This also led him to an engagement with language and writing, the origin and function of which he often ponders over in his drawings. On show is a drawing from 2003, titled Anomally.

Hans-Peter Feldmann is known for his use of found photographs, postcards, toys, etc.. He uses the most banal things as Readymades. For our exhibition, he sent a potato and the measurements for a plinth.

Ester Flecker deals with deviations from the norm: the imperfect. Her woodcuts critically examine the body and definitions of gender roles. She contributes with new prints from her ongoing series Arguments for desire.

Over the last few years, Luca Frei has been exploring archives and the artistic restating of spaces for action in depth. Such examples include the music lab of Hermann Scherchen, and more recently the 1931 experimental exhibition in Japan that combined the design principles and preliminary course praxis of the Bauhaus with the Japanese modernist movement and local crafts, and how the interdisciplinary artist group Jikken Kōbō expanded upon it in the 1950s. He shows two new collages from 2018 titled Seeds and Pods.

Ludwig Gosewitz’s work primarily comprises drawings, texts and glass objects. He intensively utilised the medium of drawing, amongst other things, to perform astrological calculations. We show five pencil sketches from 1984.

Ian Kiaer’s installations and objects made from models, paintings and found materials refer to utopian approaches towards architecture, literature, philosophy and art. The object Tooth House, brown (2015) is made from wood and a fragment of acrylic glass. The project Endnote, tooth refers to concepts by the architect Frederick Kiesler.

In the early 60s, Arthur Köpcke published his Reading-Pieces Work-Pieces Reading/Work-Pieces in a hectographed manuscript as artwork. It contains 129 texts, puzzles, questions and instructions such as, "Fill with own imagination". We exhibit three objects, onto which he has stuck his treatment labels: a beer bottle, a matchbox and a folding box with two mirrors.

Dave McKenzie’s newest performance deals with "furtive movements" – a term for allegedly suspect movements that gives the US police the right to stop and search passers-by. This law is controversial as it favours "racial profiling". Two collages with the title Furtive Movements (Post Movement Studies) are part of the exhibition.

Elisabeth Neudörfl is known for her documentary landscape and architecture photography. She writes:
"I thought about the small picture and what sense it makes in photography, where you can make any image large or small. The image whose size remains fixed from the beginning is the Polaroid." She shows two Polaroid self-portraits in the exhibition.

Peter Piller’s drawings were initially snapshots from office everyday life or sketches of his city circumnavigations. Since, records of his observations arise out of lengthy sessions at university or protocols of boredom in hotels, and are made upon their corresponding letterheads. In a new series, he traces feelings and physical states, for example in the drawing Erinnerung ans Betrunken-Sein (Memories of being drunk) (2018).

Eva von Platens’ work comprises drawings, films and books. We are presenting the drawing Fünf Kontinente (Five Continents) (2011), in which she presents Asia, Africa, Australia, Europe and America in the form of a schnitzel and side dishes on a plate.

Vaclav Pozarek’s sculptures and drawings move with precise autonomy between conceptual art and minimalism. "How big is small?" was his first reaction to our invitation. He then chose drawings and collages from 1968 to 2018 and a circular object titled Knie (Knee) (1988), which is formed out of pipe parts.

By Michael Rakowitz, we present papier-mâché reproductions of destroyed artefacts from the Assyrian-Babylonian culture, which adhere to the size of their originals. Alongside large reliefs from the Palace of Nimrud, which we showed at Art Basel Unlimited 2018 and as part of our last exhibition, he also crafts groups of miniatures, which demonstrate their beauty. All of the originals are missing, destroyed or untraceable.

Dieter Roth, whose drawing serves as a motto for the exhibition, mastered all formats. Alongside spatially encompassing installations, objects made from waste, paintings, tablecloths, diaries and texts, are thousands of drawings. On show are four drawings from 1971 and an object from 1968: a puppet stuck in chocolate.

Tomas Schmit’s work consists of concepts, word play and drawings. For the first time, we present the unique edition sch/8 (1971), which contains 18 drawings and objects. The intention is that even the smallest piece of paper (e.g. the 6x6 cm stereo piece) comes into its own as an independent work. Also on show is the drawing my head is ahead of what my hands are doing / my head is a head of what my hands are doing (1971).

Shimabuku immerses himself in puzzles observed within the animal kingdom, e.g. mimicry. In the exhibition, we show photographs from the seahorse series, whose disguise is perfect – it looks just like a plant.

Ingrid Wiener is famed for her tapestries in which she weaves notes, shopping lists or sketches of mathematically unsolved problems. The 14x7 cm tapestry, Bierglas von der ’Exil’-Tapete (Beer glass from the ’Exil’ wallpaper), (1998) pays homage to Dieter Roth, who designed the wallpaper in the Berlin artists’ pub "Exil". Another tapestry displays the note that hangs in Wiener’s loom and offers a glimpse through to the room behind. It’s a collage according the motto: "You can also weave what you can’t see."

Haegue Yang, whose large blind installations were part of her retrospective this year at Museum Ludwig, Cologne, concentrates her work on the design of the everyday and its standards. For her sculptures, she uses industrially manufactured products and often juxtaposes them with handicraft techniques from different cultures. On show is a mobile titled Plate Mobile, as well as a sculpture manufactured out of empty light bulb boxes; both works are from 2010.

Thanks to all of the artists for their contributions to this exhibition!